Kaisenhaus-Museum in Bremen-Walle: So lebten Familien auf Parzelle - buten un binnen

2022-09-17 12:10:51 By : Mr. Wayne Zhou

Standdatum: 10. September 2022. Autorinnen und Autoren: Kerstin Burlage

Ein Besuch im Museum kann ganz besonders sein, wenn das quasi mitten im Garten steht: Das Kaisenhaus-Museum in Bremen-Walle zeigt auf kleinsten Raum viel Geschichte.

Das Museum ist, mit einer tollen Anfahrt, wunderbar mit dem Fahrrad durchs Kleingartengebiet erreichbar – uns zwar bis in den Behrensweg, wo das Kaisenhaus-Museum steht. Das Haus ist weiß verputzt, mit grünen Fensterrahmen und einem bunt bepflanzten Garten. Darin stehen Gartentische – wo an Sommer-Sonntagen Kaffee und selbstgemachter Kuchen serviert werden. Günther Schminke, der Museumsführer, hat selbst bis zu seinem 20. Lebensjahr in einem Kaisenhaus gelebt und ist jetzt ehrenamtlich beim "Verein Kaisenhäuser" tätig.

Die ehemaligen Hausbesitzer mussten damals ausziehen, da die steile Treppe zum Schlafzimmer zu beschwerlich wurde. Der Verein hat dann 2008 das Kaisenhaus als Schenkung bekommen, sonst wäre es abgerissen worden.

Jetzt ist das Kaisenhaus 65 Jahre alt geworden und macht erfahrbar, wie Familie Koopmann und viele andere in Bremen nach dem Krieg gelebt haben. Häuschen wie dieses sind damals besonders häufig in den Stadtteilen Walle, Findorff und Gröpelingen entstanden.

Um überhaupt eine Chance, ein Dach über dem Kopf zu haben, erließ der von den amerikanischen Besatzern eingesetzte Bürgermeister Wilhelm Kaisen 1945 eine besondere Verfügung, den sogenannten "Kaisenerlass".

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Laut dem Kleingartengesetz, war es verboten für die Bewohner auf ihrer Parzelle zu wohnen. Durch den Erlass durften die Bewohner sich ein Häuschen im Kleingarten mit einer maximalen Größe von 30 qm einrichten und dann dort dauerhaft wohnen. Viele pachtetetn also eine Parzelle und bauten sich ihr Mini-Eigenheim mit Ziegeln aus den Trümmerhaufen. Gegenseitige Hilfe war selbstverständlich – dabei packten die Parzellennachbarn stets mit an.

Auch die Möbel wurden selbst gemacht – und geschickt auf die beengten Verhältnisse zugeschnitten: Im winzigen Wohnzimmer gibt es eine sogenannte "Brennhexe": ein kleiner rostbrauner Ofen, zusammengeschweißt aus Eisenschrott, der zum Heizen und Kochen diente. Daneben ein handgeschreinertes Tischchen mit Linoleumbelag.

Das war dann ein Multifunktionstisch. Das heißt man hat dran gegessen und seine Hauswirtschaftsarbeit gemacht und wenn man dann abspülen musste, konnte man den Tisch ausziehen, es war `ne Waschschüssel drin und dann war das als Waschtisch gedacht.

Viele Ausstellungsstücke in diesem Raum zeugen von der Not, aber auch dem Improvisationstalent der Kaisenhaus-Bewohner: Selbstgestrickte und vielfach gestopfte Wollunterwäsche zum Beispiel, ein handgeflochtener Korb, Petroleumlampen.

In den Kaisenhäusern gab es lange Zeit weder Strom noch Wasser. Die Küche ist noch kleiner als das Wohnzimmer und gibt ein Gespür dafür, welche Knochenarbeit vor allem die Frauen hier geleistet haben: Das Trinkwasser schafften sie von der Zapfstelle her, um damit zu kochen, abzuwaschen und das Gemüse aus dem Garten einzumachen. Unter anderem mit einer Schneidemaschine zum Kurbeln.

Eine schmale, steile Treppe führt nach oben ins Schlafzimmer: Dort stehen ein selbstgebauter Schrank mit originalen Kleidern aus den 50ern und ein Bett mit einer ovalen Wärmflasche aus Metall, welche bitter nötig in der Nachkriegszeit war, denn heizen konnte man hier auch nicht. Schminke erinnert an die alten Zeiten, von den harten Wintern zu den schönen Sommern, die man immer im Grünen verbrachte. Dieses Haus ist sogar größer als 30 qm, weil nachträglich ein Kinderzimmer errichtet wurde. Fast alle Kaisenhäuser wurden nach und nach vergrößert – so gut wie immer ohne Genehmigung. "Die Bevölkerung wuchs, es kamen Kinder – und man hat dann angebaut, angebaut, angebaut – illegal! So, dass man dann am Wochenende ein Zimmer errichtet hat", sagt Museumsführer Günther Schminke.

Wichtig war, dass am Montag Fenster und Türen drinnen waren mit Gardinen. Wenn am Montag oder Dienstag die Baupolizei kam und sich wunderte, dass schon wieder was steht, dass es dann so aussah, als wenn’s bewohnt ist, dann hat man’s geduldet.

Viele der ehemaligen Kaisenhäuser sind mittlerweile abgerissen – aber dieses hier steht zum Glück noch und ist heute ein Erinnerungsort für ein besonders spannendes Stück Bremer Geschichte. Das Museum ist von April bis September überwiegend an Sonntagen geöffnet. Es gibt aber auch Führungen für Gruppen an Wochentagen. Mehr Informationen findet man auf der Website www.kaisenhaus.de

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