Hochbetten für Kinder: Schlafen, toben, Höhlen bauen

2022-08-20 12:55:58 By : Ms. Katherine Lee

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Bei Hochbetten von Billi-Bolli mögen die Kinder vor allem das Spiele-Zubehör. Bild: Picture-Alliance

Das Hochbett hat die deutschen Kinderzimmer erobert. Manche Schlafstätten avancieren zum Abenteuerspielplatz. Doch ungefährlich ist das nicht.

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U nter dem Bett wohnt ein Monster. Davon sind viele Kinder überzeugt. Ob die Kleinen von einem Hochbett träumen, weil das fiese Ungeheuer sich nachts nicht darunter verstecken kann? Fest steht: Die Hochbetten sind in deutschen Kinderzimmern so verbreitet wie noch nie. Kaum ein Grundschüler, der auf einem Gestell mit kurzen Pfosten schläft.

„Eltern kaufen viel häufiger Hochbetten als früher“, sagt Felix Orinsky, Geschäftsführer von Billi-Bolli, einem Hersteller aus Bayern. „Die Kinder sehen es bei Freunden und wollen auch eines haben.“ Das Unternehmen baut seit 25 Jahren Hoch-, Etagen- und Abenteuerbetten, und die Nachfrage nimmt jährlich zu. Doch warum liegen Hochbetten so im Trend? „Kinder lieben es, auf ihnen herumzuklettern oder darunter Höhlen zu bauen“, sagt Katja Runge, Gründerin des Internetportals Afilii für kindgerechte Einrichtung. „Das fördert die Motorik und regt ihre Phantasie und Kreativität an.“ Die Eltern schätzen den Platz, den ein Bett in der Höhe schafft, zum Spielen, als Stauraum oder später für einen Schreibtisch - auch wenn sie zum Bettenmachen auf einer Leiter balancieren müssen. „Aufgrund der gestiegenen Mieten werden Wohnungen und damit Kinderzimmer eher kleiner“, nennt Runge einen weiteren Grund. In Familien, die zu viert in einer Drei-Zimmer-Wohnung wohnen, teilen Geschwister sich wieder ein Zimmer und schlafen zu zweit im Etagenbett. „Außerdem haben die Hochbetten einen enormen Fun- und Hipness-Faktor.“

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Statt einer ruhigen Schlafstätte gleichen sie oft einem Erlebnisspielplatz: Ob als Piratenschiff, Prinzessinnen-Schloss oder Ritterburg gestaltet, mit Rutsche, Dächern aus Stoff, Kletterseil, Steuerrad oder Feuerwehrleiter ausgestattet - Hochbetten stellen eine ganze Themenwelt dar, tagsüber werden sie zum Ort für Kissenschlachten und Piratenspiele. „Bei den Kindern ist das Spiele-Zubehör sehr beliebt“, bestätigt Orinsky. Doch Toben und Schnickschnack müssen ihre Grenzen haben, mahnt Runge: „Ein Bett sollte auch ein Bett sein, Ruhe ausstrahlen, einen Rückzugsort bieten, keine Spielfläche.“ Besser findet sie, den Raum unter dem 1,50 Meter hohen Rost zum Spielen zu nutzen oder eine Lese-Kuschel-Ecke zu schaffen: „Hier können Eltern am Abend mit ihren Kindern ein Buch lesen, wenn sie keine Lust haben, mit ins Hochbett zu krabbeln.“

Ganz günstig ist der Schlaf- und Spielespaß nicht: Bei Billi-Bolli fängt das Hochbett in der Standardausstattung in Kiefer bei 859 Euro an - Matratze, Lackierung und Zubehör nicht mitgerechnet. Betten mit besonderem Dekor kosten bei Edelmarken wie De Breuyn, Lifetime oder Haba um die 2000 Euro. Eine echte Investition. Ob sie lohnt? „Ein Kind nutzt das Hochbett maximal bis zum zwölften Lebensjahr“, gibt Runge zu bedenken. Dann stößt sich der Teenager beim Aufstehen den Kopf, und besonders cool findet er es auch nicht mehr. Einige Hersteller wie Billi-Bolli haben aber mitwachsende Hochbetten im Sortiment, die Eltern mit dem Alter des Kindes nach oben setzen oder für Jugendliche als niedriges Bett aufbauen können.

„Meine Empfehlung ist, sich für ein schlichtes Bett zu entscheiden“, rät Runge. Aus gestalterischen Gründen sollte sich das Hochbett besonders in kleinen Räumen zurücknehmen. „Sonst wirkt es so massiv, dass das Kinderzimmer optisch nur noch aus Hochbett besteht - das sieht nicht gut aus.“ Tischler fertigen Hochbetten nach Maß, filigran oder massiv, je nach Platzlage im Kinderzimmer.

Das Schlafen in der Höhe hat aber seine Tücken. Wenn Kinder aus dem Bett fallen, können sie sich schwer verletzen. In Berliner Altbauten mit Deckenhöhen von über vier Metern stürzen sie oft mehr als zwei Meter tief. Die Folgen reichen von Brüchen und Prellungen bis hin zu schweren Schädel-Hirn-Traumata. An der Klinik für Kinderchirurgie der Berliner Charité gehen die meisten Kopfverletzungen auf das Konto des Hochbettes. „Ein Hochbett ist erst für die Altersgruppe 6 plus geeignet, darunter ist es nicht vernünftig“, sagt Stefanie Märzheuser, die hier als Oberärztin arbeitet. Kleinkinder stürzen häufiger, da ihr Kopf im Verhältnis zum Körper relativ schwer ist, und können das Risiko nicht einschätzen. Auch Kinder mit schlechtem Gleichgewichtssinn oder eingeschränkter Motorik sollten nicht im Hochbett schlafen, ebenso wie Schlafwandler oder Epileptiker.

Wenn Eltern Vorsichtsmaßnahmen beachten, können sie Unfälle begrenzen. Erstens sollte das Bett der europäischen Sicherheitsnorm DIN EN 747-1 und 747-2 entsprechen. Sie legt fest, dass Bett und Leiter mit Handlauf stabil befestigt sind und kippsicher stehen, dass Kanten gut abgerundet sind und die Absturzsicherung mindestens 16 Zentimeter über die obere Matratzenkante hinausreicht. Experten empfehlen aber eine Brüstungshöhe von mindestens 30 Zentimetern. Die Betten tragen am besten außerdem das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit oder das TÜV-Siegel. „Eltern sollten keine Federkernmatratzen verwenden, da Kinder darauf gern Trampolin springen“, rät Märzheuser. Die Fallzone vor dem Bett muss möglichst frei gehalten und mit einem Teppich abgefedert sein. Ist das Bett bündig an der Wand gegenüber vom Fenster angedübelt, kann das Kind nicht in die Ritze zwischen Bett und Wand rutschen oder aus dem Fenster fallen. Tagsüber sollten Eltern die Leiter abnehmen oder sichern, auch damit kleinere Geschwister nicht nach oben klettern.

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