Fotovoltaik-Segel am Terrassengeländer: Sonnenstrom vom Balkon: Vollmarshäuser Kirchengemeinde will das Klima schützen

2022-08-12 11:10:47 By : Mr. Frank Wang

Die Kirchengemeinde Lohfelden-Vollmarshausen hat jetzt am Terrassengeländer des Gemeindehauses zwei Fotovoltaik-Segel. Die sollen 15 Prozent des eigenen Stromverbrauchs abdecken.

Lohfelden/Kreis Kassel – Flächenmäßig sind sie nicht größer als ein Jungendbett, 1,80 mal 1,00 Meter, „und gerade deshalb passen sie an jedes Balkongitter oder auf ein kleineres Vordach.“

Arvid Jasper vom Kasseler Verein SoLocal Energy ist froh, mit Schraubenzieher und Zange wieder einen Montagetermin zu haben – diesmal in Lohfelden-Vollmarshausen, direkt am Evangelischen Gemeindehaus „Die Arche“.

Die kleinen Fotovoltaik-Panels, sogenannte Balkonkraftwerke, hat er aus Kassel auf seinem Lastenrad hergeschafft. Pfarrerin Kerstin Grenzebach hatte zwei davon bestellt, die Anregung für diese Aktion war zuvor von Heino Kirchhof von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie gekommen.

Grenzebach will mit den beiden Balkonkraftwerken Strom für das Gemeindehaus selbst erzeugen. 600 Watt leisten die beiden PV-Segel, die fortan in Südrichtung am Terrassengeländer hinterm Gemeindehaus hängen.

Das tun sie völlig unauffällig, produzieren dabei aber laufend Strom. Und der wird direkt über einen keksdosengroßen Wechselrichter ins hauseigene Stromnetz eingespeist – einfach über einen Stecker in der Steckdose.

„Die Kirchengemeinde wird damit etwa 15 Prozent des eigenen Stromverbrauchs im Gemeindehaus selbst abdecken können, und damit rund 100 Euro im Jahr sparen“, sagt Jasper. Alles, was an Strom zu viel produziert werde, werde ins Netz eingespeist.

Voraussetzung dafür sei aber ein in beide Richtungen durchlässiger Stromzähler. „Das ist eigentlich alles. Eine solche Anlage ist genehmigungsfrei, es ist aber ratsam, sie beim Stromanbieter vor Ort anzumelden“, sagt Jasper.

Für Pfarrerin Grenzebach ist die Anschaffung der beiden Balkonkraftwerke – Kosten rund 800 Euro – eine ebenso sinnvolle wie notwendige Angelegenheit. „Zumindest symbolisch können wir damit ein kleines Zeichen setzen, das Klima und damit auch die Schöpfung zu bewahren“, sagt Grenzebach.

Für sie sei es wichtig, in dieser Hinsicht einfach das zu tun, was man auch tun könne – „ganz im Sinne der Nächstenliebe und der Übernächstenliebe“, wie sie sagt. Fasziniert von der Technik hat sie denn auch gleich ihr eigenes Pedelec an die neue Stromquelle angeschlossen – zum Aufladen des Akkus.

Insgeheim hofft sie aber auch, mit dieser kleinen Aktion ihrer Kirchengemeinde das Interesse für Balkonkraftwerke auch bei Nachbarn und Menschen aus der Umgebung geweckt zu haben. „Es wäre einfach klasse, wenn sich noch viele Leute fänden, die auf diese Weise einen kleinen Klima-Beitrag leisten könnten“, sagt Grenzebach. solocal-energy.de (Boris Naumann)

Der Kasseler Verein So-Local Energy setzt sich zum Ziel, nicht nur in Kassel, sondern auch im Landkreis und in ganz Nordhessen Balkonkraftwerke im größeren Maßstab zu etablieren. Bei Interesse an einem Balkonkraftwerk kümmert sich der Verein um alles – von der Planung bis hin zur Installation. Der Verein unterstützt auch Nachbarschafts- und Quartierskonzepte sowie solidarische PV-Selbstbaugemeinschaften bei der Ideensammlung, Planung und Umsetzung von eigenen Projekten. „Mit Balkonkraftwerken kann man selbst Strom für den Kühlschrank und den Router erzeugen und damit bis zu 20 Prozent der Stromkosten sparen“, sagt Arvid Jasper von So-Local Energy.