In Aarau führt ein junger Schmied seine eigene Werkstatt

2022-09-03 10:25:24 By : Mr. Allen Liu

Iwan von Känel (34) arbeitet in seiner «Schmiede zu Aarau» derzeit an der Restauration eines über 100-jährigen, verzierten Treppengerüsts. Qualitätswerkzeuge, Messer oder Kunstgegenstände gehören ebenfalls zu den Fertigkeiten des sympathischen Thuners.

Metallbauer gibt es hierzulande noch relativ viele, spezialisierte Schmiede findet man aber immer seltener, junge noch weniger. Zu denjenigen, die sich trotz aller Widerstände in den Beruf wagten und sich sogar selbstständig machten, gehört Iwan von Känel. Vor bald vier Jahren erst gründete der heute 34-Jährige die Schmiede zu Aarau GmbH, eingemietet in einem Raum in der traditionsreichen Glockengiesserei H. Rüetschi am Rain, wo er zuvor angestellt war.

Der offene, redefreudige Thuner fand nach jahrelangen Einsätzen in Schmieden in der Schweiz oder in Deutschland in Aarau sein erstes langfristiges Zuhause, wie er sagt. Die Nachfrage nach Schmiedeerzeugnissen sei zwar nicht konstant hoch, doch es gäbe sie durchaus. Und sie werde grösser, wenn man sich mal einen Namen in der Branche gemacht habe.

Bei der kantonalen Denkmalpflege etwa ist Iwan von Känel bereits ein gefragter Mann. Aktuell arbeitet er an der Restaurierung des Treppengeländers einer alten Villa im Kanton Zürich. In seiner Schmiedewerkstatt in Aarau zeigt er die Stücke, die er gerade dafür zusammenschweissen muss. Verschiedene in Bronze eingegossene Verzierungen wurden zudem erneuert und müssen nun angebracht werden an das wohl über 100-jährige, mit vielen schwungvollen Spiralen gestaltete Stahlgerüst.

Klassische Kunstschmiedearbeiten sind ein wichtiger Teil seiner Dienstleistungen. Von Geländern aller Art über Kunstskulpturen, ornamentierten Stahlblechen bis hin zur Zapfsäule vom Steakhouse Zur alten Schmitte in Birmenstorf hat Iwan von Känel schon einige Arbeiten vorzuweisen. Immer wieder erzählt er auch von der Baudenkmalausbildung in Italien, die ihn sichtlich mitgeprägt hat.

Kunstschmiede ist aber nur ein Teil seiner Tätigkeit: Handgefertigte Messer nach Kundenwunsch gehören ebenfalls dazu. Erhältlich zum Beispiel im Aarauer Gewürzladen Chalira in der Alten Mühle. Dazu stellt er sehr gerne Werkzeuge her, wie er sagt. Aktuell arbeitet er an kleinen Hämmern, die er im August an einem Markt im Kanton Bern anbieten will. Für seine Freundin, die manchmal Schmuck fertigt, habe er zuletzt einen Silberschmiede-Hammer gemacht.

Äxte oder Beile gehören auch zum Sortiment seiner «Schmiede zu Aarau», hergestellt je nach Wunsch mit rostfreiem Stahl – oder auch nicht. «Nicht rostfreier Stahl schneidet besser», erklärt Iwan von Känel. Er repariert zudem auch Bauwerkzeug. Förster, die auf qualitativ gute Instrumente angewiesen sind, vertrauen auf seine Arbeit: Handgefertigtes sei zwar teurer als Massenware, halte dafür aber um einiges länger.

Iwan von Känels Werkstatt ist zwar nicht besonders gross, hat aber alles, was es für seine Arbeit braucht. Zwei Öfen, Ambosse, Hämmer- oder Schleifmaschinen, dazu Arbeitstische und wichtig: eine gute Lüftung. All dies passt in diesen heute schön eingerichteten Raum, der von der Glockengiesserei historisch nur als Kohlenkeller und später als Abstellkammer benützt wurde.

Dass Iwan von Känel in Aarau mit seiner Werkstatt endlich Wurzeln schlagen konnte, schätzt er sehr. «Nach 15 Jahren musste ich meinen Amboss endlich nicht mehr ständig zügeln», sagt er humorvoll.

Der Schmiedeberuf ist zwar ein zunehmend seltener, die Arbeit am heissen, glühenden Eisen aber nach wie vor eine, die viele Menschen fasziniert. Als Mitglied der nationalen IG Schmiede hilft Iwan von Känel aktuell kräftig an der Organisation des 7. Eidgenössischen Schmiedefests mit, das vom 20. bis 22. Mai in Wiesendangen bei Winterthur stattfinden wird. Internationale Hufschmiedewettkämpfe, Schmiedevorführungen oder Ausstellung von Eisenskulpturen gehören zum dreitägigen Programm.