„Ei, dess hann ich jo noch garned alles gesien gehadd“ - Der Sepp vom Hallplatz - DIE RHEINPFALZ

2022-09-17 12:09:51 By : Ms. Jamie Chan

„Do, gugg emol anne: Hasche so e dolles Dreppegelänner schun mol gesien, dess is jo werglich ebbes Wunnerbares!“ Die Frage des Begleiters, mit dem ich gerade zum ersten Mal nach dem Umbau des Waisenhauses im Gebäude bin, stimmt auch nachdenklich: Erst jetzt, nachdem aus dem alten Gebäude ein modernes Gesundheitszentrum geworden ist, fällt auch mir das tolle Treppengeländer im ehemaligen Waisenhaus auf. Obwohl man das Gebäude vor genau 68 Jahren, als es noch die einheimische Berufsschule hier etabliert war, wöchentlich betreten hat. Dabei weiß man noch genau, wie morgens, vor Schulbeginn, die beiden Schulleiter, „de große Grebner un de klennere Carius uff dere Drepp geschadnn hann“. Vor ihnen hatte man Respekt, grüßte und „widschde“ schnell an ihnen vorbei in die Malerklasse des freundlichen Wilhelm Fritz; bei dem man den Berufsanfänger ein halbes Jahr „deponierte“, bis der Lehrvertrag zum Datum passte.

Und ausgerechnet heute, wo der Blick dem neuen sprechenden Aufzug gilt, „do falld uns des alde Dreppegelänner uff!“ Natürlich hat man in den letzten Jahren immer wieder Angst gehabt, dass sich die Waisenhaus-Pläne nicht umsetzen lassen und am Ende aus dem prächtigen Gebäude doch eine Ruine wird. Oder es noch schlimmer kommt: Dabei denkt man an das frühere Casino der französischen Militärs an der Zeilbäumerstraße für das nach seinem Leerstand so lange Pläne gemacht wurden, bis es am Ende doch abgerissen wurde. „Dess derf uns nimmi bassiere!“, sagte deshalb der ehemalige Oberbürgermeister Werner von Blon, wenn mal wieder über alte Bausubstanz und deren Erhaltung diskutiert wurde.

An ihn erinnerte man sich, als der Freund aus Koblenz beim Kaffeeplausch fragte: „Wann geht es mit dem Parkbrauerei-Gelände denn weiter?“ Der Hügel mit dem Abbruchmaterial werde immer grüner und wachse mehr und mehr zu. Das gesellige Treffen im „Dornröschen“ des Rosengartens bot Gelegenheit dem erstaunten Besucher der Stadt zu sagen: „Dess had aa mol abgeriss werre solle!“ Zum Glück wurde das Vorhaben, „im Philipp Fritz sei Café abzereisse“, nicht ganz umgesetzt. Verkleinert wurde es, aber was stehen blieb vom Bau des Professor-Eiermann-Schülers Willi Scharff, des späteren Stadtbaudirektors, ist heute für die Rosengarten-Besucher ein besonderes Schmuckstück. Und für die Bewirtschaftung durch den UBZ und das Angebot im kleinen Rosenladen gibt es immer wieder großes Lob.

Da es im Rosengarten gelungen ist, alte Nachkriegs-Bausubstanz, mit dem „Dornröschen“ zu erhalten, lässt an die ehemalige Reithalle auf dem Gelände der Weißen Kaserne denken, das ja auch immer mal wieder in der Diskussion ist. Was kann man dort realisieren? Dabei könnte vielleicht die Halle ebenfalls zu etwas Besonderem werden? Das war sie ja vor Jahren schon mal, als die großartige Ausstellung mit Arbeiten des Zweibrücker Künstlers Gerard Koch dort präsentiert wurde und alle Besucher begeistert waren: „Ei, dess is doch mol wass!“ Manchmal dauert es eben recht lange, bis man ans Werk gehen kann, nicht jede erste Idee ist gleich die endgültig richtige. Wie man aber an der Bahnhofsnutzung sieht, wird nach und nach doch eine gute Sache daraus. Geduld ist angesagt, vor allem in Zeiten leerer Kassen (die bald noch leerer werden, wie viele vermuten). Aber oft schon hat man doch gehört: Zweibrücken ist ein Beispiel dafür, was man alles mit leeren Kassen machen kann! Vielleicht wird die prächtige Villa Schwinn auch so etwas Besonderes für Zweibrücken?